Sekundäres Dickenwachstum, Holz, Bast und Jahresringe der Linde (Tilia platyphyllos)

 

Übungsvorbereitung

Fertige einen dünnen Querschnitt durch einen 2 bis 4-jährigen Zweig der Linde an, gib ihn auf den Objektträger in einen Tropfen Wasser und bedecke ihn mit einem Deckglas.

 

Aufgaben

  • Untersuche die Verteilung der verschiedenen Gewebe des Lindenzweiges bei kleiner Vergrößerung
  • Fertige eine Übersichtsskizze des Querschnittes an

Allgemeines

Das zentrale Mark wird von der Markscheide umgeben, anschließend folgen die Jahresringe. Das Kambium begrenzt den letzten Ring nach außen hin. Seine Zellen erscheinen im Anschnitt etwa rechteckig und regelmäßig in mehreren Reihen angeordnet. Die Baststränge, nach außen an das Kambium anschließend, haben trapezförmige Gestalt; keilförmig verbreiterte Baststrahlen trennen sie voneinander (diese bilden die Fortsetzung der schmalen Markstrahlen im Holzteil!). Der Bastteil wird von der chloroplastenführenden primären Rinde umgeben; sie enthält kollenchymatisch verdickte Zellen. Das Periderm begrenzt den Zweig nach außen hin. Das Holz der Linde ist ein Beispiel  für ein zerstreutporiges Holz, bei dem sich die großen Gefäße über den gesamten Jahresring verteilen. Nur am Ende der Wachstumsperiode entstehen englumige Zellen (Jahresringgrenze). Weiters finden sich Tracheiden, Holzfasern und Holzparenchym. Die hellen Bereiche im Phloem werden von stark verdickten und daher sehr englumigen Bastfasern gebildet und besitzen eine besonders große Festigkeit (= Hartbast). Der Weichbast besteht aus Siebröhren, Geleitzellen und Bastparenchym. Hart- und Weichbast bilden abwechselnde Lagen; die entstehende Schichtung hat aber nichts mit Jahresringen zu tun.

 

 

Lindenmark, Markscheide und 1. Jahresringgrenze

 

Zur Herstellung des Präparates wurde ein 2-jähriger Lindenzweig gewählt. Unmittelbar an das parenchymatische Mark schließt die Markscheide an, es folgt eine wenig mächtige Holzbildung mit dem gut sichtbaren Abschluss des Wachstums im 1. Jahr. Im Holz des 2. Jahres erkennen wir die zahlreichen, über den ganzen Querschnitt verteilten großen Gefäße - Lindenholz gehört zu den zerstreutporigen Hölzern! Markstrahlen durchsetzen den Holzteil radial nach außen hin.  


 

Holzzuwachs im 2. Jahr, Kambium und Bast 

 

Zum Ende der Wachstumsperiode hin entstehen englumigere Gefäße, während im Frühjahr das Wachstum wieder mit sehr weiten Röhren neu einsetzt - so entsteht eine deutliche Jahresringgrenze. Zwischen Holz und Bast liegt das Kambium. Es gliedert nach innen zu Holzelemente ab, nach außen hin den Bast. 


Kambium, Bast, Bildung einer Lentizelle

 

Die Baststränge, nach außen an das Kambium anschließend, haben trapezförmige Gestalt und setzen sich aus Weich- und Hartbast zusammen (sie werden abwechselnd vom Kambium gebildet). Die Baststränge werden von keilförmig verbreiterten Baststrahlen getrennt. Der Bastteil wird von der chloroplastenführenden primären Rinde umgeben; sie enthält kollenchymatisch verdickte Zellen. Es folgen eine mehrschichtige Korkhaut und die Epidermis. Deutlich ist auf dem Bild die Anlage einer Lentizelle zu erkennen: der Kollenchymring ist unterbrochen und Füllzellen erheben sich schon über die Epidermis.


 

Kambium

 

Das Kambium zwischen Holz- und Bastteil besteht aus regelmäßig angeordneten Zellreihen; es erzeugt Holz- und Bastzellen. Beachte, dass die Holzstrahlen direkt in die Baststrahlen übergehen!


Hart- und Weichbast, Baststrahlparenchym

 

Der Ausschnitt aus dem Bast des Holzes zeigt den Wechsel von Hart- und Weichbast: Die hellen Bereiche im Phloem werden von stark verdickten und daher sehr englumigen Bastfasern gebildet und besitzen eine besonders große Festigkeit (= Hartbast). Der Weichbast (dunklere Zellen) besteht aus Siebröhren, Geleitzellen und Bastparenchym. Hart- und Weichbast bilden abwechselnde Lagen; die entstehende Schichtung hat aber nichts mit Jahresringen zu tun. Im oberen Teil des Bildes findet sich ein Ausschnitt eines aus dünnwandigen großen Zellen bestehenden und sich dreieckig verbreiternden Baststrahls. 


 

Kollenchymzellen, Korkkambium und Korkhaut

 

Unmittelbar außerhalb der Kollenchymzellschicht (chloroplastenführend) ist das Korkkambium angelegt, das durch seine Zellteilungen mit der Bildung des Periderms (sekundäres Abschlussgewebe) beginnt. Auch dieses Kambium besteht aus reihig angeordneten, im Querschnitt etwa rechteckigen Zellen. Suberineinlagerungen in die Korkhaut machen die Zellen gas- und wasserdampfundurchlässig; es müssen im Periderm Lentizellen (Lufteintrittsstellen) angelegt werden. 


 

<<< zurück zu Mikroskopische Übungen

 

© 2006-2017 Karl Kaiser