Beobachtung und Fotografie von Satelliten und Raumstationen
In den Sommermonaten ist die Beobachtung von Satelliten, der Raumstation und den Space Shuttles die ganze Nacht über möglich. Selbst um Mitternacht erreicht die Sonne die hochfliegenden Satelliten mit ihrem Licht. Während der restlichen Monate ist eine erfolgreiche Sichtung nur in den Stunden nach Sonnenuntergang bzw. vor Sonnenaufgang möglich, wenn unser Tagesgestirn nicht allzu tief unterm Horizont steht. Gelegentlich tauchen die Objekte schon tief unten aus den Dunstschichten auf, wandern hoch über den Himmel und können als leuchtende Punkte fast bis zum Horizont weiterverfolgt werden, ehe sie verblassen. Nicht selten aber erreichen die Satelliten und Raumschiffe schon vorher den Erdschatten und werden innerhalb weniger Sekunden unsichtbar. Die Helligkeiten reichen von "blendend hell" (bei Iridium-Satelliten sind -9 mag möglich) bis gerade noch sichtbar. Zum Vergleich: Venus im hellsten Glanz -4.4 mag, Sirius (hellster Fixstern am Himmel) -1.5 mag, Polarstern +2 mag. Eine Verwechslung mit Flugzeugen ist nicht möglich - diese verraten sich durch ihre blinkenden Positionslichter.
Die Vorhersage von Satellitenüberflügen lässt sich für jeden beliebigen Ort aus dem Internet abrufen. Bei Heavens-above können aus einer riesigen Datenbank Beobachtungsorte ausgesucht und die Überflugzeiten auf die Sekunde genau ermittelt werden. Sollte ein gesuchter Ort nicht in der Liste aufscheinen, können die geographischen Koordinaten eingegeben werden. Angeboten werden Vorschauen für ISS und Space Shuttle, für alle Satelliten die heller als +4.5 mag sind, für Iridium Flares (auch für Iridiumsatelliten, die am Tageshimmel zu beobachten sind) u. a. Der Sichtbarkeitsbereich eines hochfliegenden Satelliten oder einer Raumstation umfasst in der Regel ein großes Gebiet, etwa ganz Österreich. Bei Iridium Flares ist die Leuchterscheinung allerdings auf einen schmalen Streifen begrenzt. Wenige Kilometer abseits der optimalen Beobachtungslinie fällt die Helligkeit bereits stark ab.
Heavens above - ausgewählte Orte: Schlägl, Rohrbach, Linz (Sternwarte)
Für die erfolgreiche Fotografie eignen sich alle Kameras, mit denen Langzeitbelichtungen möglich sind (Einstellung "B"). Empfehlenswert sind höherempfindliche Filme, da mit ihnen nicht nur Raumsonden und -stationen als mehr oder weniger helle Strichspuren, sondern auch schwächere Sterne selbst ohne Nachführung der Kamera aufgenommen werden können.
Schlägl, 2. Juli 2000, ca 22 24 MESZ: Strichspur der Raumstation MIR kurz vor dem Ende des Überfluges im Nordosten überm Böhmerwald. Schlägl, 2. Juli 2000, ca 22:24 MESZ.
Foto: f = 58 mm, Kodak Elite 400
Strichspur der Raumstation MIR kurz nach dem Beginn des Überfluges im Südwesten. Schlägl, 2. Juli 2000, ca 22:24 MESZ.
Foto: f = 58 mm, Kodak Elite 400
Die Bilder wurden während einer gemeinsamen Beobachtungsnacht der Mitglieder des Astrostammtisches AOM am Moldaublick gemacht.
ISS+angedocktes Shuttle im Bereich des Sternbildes Jagdhunde zwischen Großem Wagen und Bärenhüter. Moldaublick, 14. August 2001, zwischen 21:28 und 21:33 MESZ.
Foto: f = 35 mm, 1:2.8, Bel. 20 s, Kodak Elite 400
ISS+angedocktes Shuttle im Bereich der Sternbilder Leier und Drachen. Moldaublick, 14. August 2001, zwischen 21:28 und 21:33 MESZ.
Foto: f = 35 mm, 1:2.8, Bel. 20 s, Kodak Elite 400
Strichspuren des ISS-Space Shuttle-Komplexes und eines Flugzeuges (links) im Bereich der Sternbilder Delphin, Pegasus und Füllen. Moldaublick, 14. August 2001, zwischen 21:28 und 21:33 MESZ.
Foto: f = 35 mm, 1:2.8, Bel. 40 s, Kodak Elite 400
Mit Hilfe der zahlreichen in polaren Bahnen in 800 km Höhe die Erde umkreisenden Iridium-Satelliten ist eine telefonische Erreichbarkeit an allen Orten der Erde mit speziellen Satellitenhandys möglich. Für uns Satellitenbeobachter sind vor allem die Übertragungsantennen (Main Mission Antennas), aber auch die Solarpanele interessant. Sie reflektieren wie ein Spiegel das Sonnenlicht zur Erde und erzeugen den berühmten Iridium-Flare, eine langsam an Stärke gewinnende Lichterscheinung, die sich bis zum "Blenden" steigern kann, um anschließend ebenso rasch wieder an Intensität zu verlieren. Nach kurzer Zeit ist der Satellit wieder unsichtbar.
Doppelter Iridium Flare (Helligkeit -8 mag) in unmittelbarer Umgebung des Sternbildes Perseus. Schlägl, 13. Dezember 2000, 17:51 MEZ.
Foto: f = 35 mm, 1:2.8, Kodak Elite 400
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